1. Etappe von der Havel Quelle bei Kratzeburg in Mecklenburg-Vorpommern bis nach Himmelpfort in Brandenburg.


1.Tag, 02.September 2013 Kratzeburg nach Campingplatz Hexenwald am Jamelsee.

Nach fast 1000 km Anreise aus Leoben in der Obersteiermark/Österreich übernehmen wir vom Kanuverleih „Ingo Hecht“ Käbelicksee, den ersten befahrbaren See südlich der Havelquelle, unser Kanu. Es ist ein Old Town Kanadier. Bei Nieselregen starten wir zu unserer ersten Etappe. Obwohl Mark noch nie mit einem Kanu unterwegs war, kommen wir ohne Probleme mit dem Boot klar. Eine selbstverständliche Routine fehlt uns zwar noch, aber es geht voran. Der erste Havelabschnitt zwischen Käbelitzsee und Granziner See ist ein knapp 5 m breites Flüsschen, eingerahmt von Erlengehölz und Schilf. Vor uns, über dem Wasser, sehen wir den ersten Eisvogel. Mit der Kamera aber nicht einzufangen. Nach einer kurzen Rast geht es zum Schulzen See. Hier sind meine Steuerkünste gefragt. Die Fahrrinne windet sich in engen Schleifen durch einen dichten Schilfwald. 

Am Ende des Sees haben wir unsere erste Umsetzstelle. Über eine Strecke von ca. 700 m müssen wir unser Boot und das Gepäck mittels Eisenbahnloren zum Pagelsee transportieren. Zum Glück geht es hier bergab, und die Loren stehen auf unserer Seite.

Das Wetter ist uns heute nicht günstig gestimmt. Der Wind peitscht uns den Nieselregen ins Gesicht. Mit der richtigen Bekleidung aber auszuhalten. Kurz nach dem Verlassen des Jäthsee führt ein kleiner Stichkanal zum Jamelsee. Der Kanal ist so flach, dass wir das Boot treideln müssen. Bei Nieselregen bauen wir am Campingplatz "Zum Hexenwäldchen" unser Zelt auf. Der Platzwart begrüßt uns mit einer heißen Tasse Kaffee. Wir bestellen für morgen Früh noch frische Semmeln und vier Eier. Nachdem unser Zelt eingerichtet ist, suchen wir etwas zu essen. In der Hexenwalder Rauchhütte werden wir fündig. Hier sind Kanuten und Radfahrer willkommen. Wir genießen unser wohlverdientes Bier und ein gutes, bodenständiges Essen.

 

Camping "Zum Hexenwäldchen" Blankenförde
(Mecklenburgische Seenplatte)


 

Campingplatz "Zum Hexenwäldchen"
Blankenförde 1a
17252 Mirow OT Blankenförde-Kakeldütt
Telefon: 03 98 29/2 02 15
Fax: 03 98 29/2 28 99
E-Mail: kontakt@hexenwaeldchen.de
Internet: www.hexenwaeldchen.de
2. Tag, 03.September 2013 Vom Jamelsee nach Wesenberg

Der Morgen empfängt uns wolkenverhangen. Dicke Regetropfen tropfen vom Baum, unter dem unser Zelt steht, und lassen ein Ausschlafen nicht zu. Wir gehen erstmal heiß duschen (im Preis mit inbegriffen) und machen dann Frühstück. Dazu gibt es für Camper mit Minimalausrüstung einen überdachten Bereich mit Gaskocher und Abwasch. Frische Semmeln und "Ham & Eggs" wecken unsere Lebensgeister. Bevor wir starten, müssen wir aber noch unser Boot reparieren. Mein Sitz hat sich aus der Verankerung gelöst. Mit dem Werkzeug vom Campingplatz lässt sich das Problem aber schnell lösen. Unser immer noch pitschnasses Zelt verstauen wir erstmal lose im Kanu. Bei leichtem Regen erreichen wir den Görtower See. War die Havel bisher ein beschaulicher kleiner Fluss, verbreitert sie sich nun zusehens. Immer noch von dichtem Wald gesäumt, beobachten wir immer wieder Eisvögel bei der Jagd. Mit dem Userinsee, dem Großen Labussee und dem Woplitzsee haben wir drei große Seen in Längsrichtung zu überqueren. Den Userinsee auch noch diagonal. Im Örtchen Userin legen wir an, um eine Rast zu machen. Keine Minute zu spät, geht doch ein Platzregen über dem See nieder. Eine Einkaufsmöglichkeit finden wir leider nicht. Von Userin fahren wir weiter zur Useriner Mühle, die am südöstlichen Ende des Sees liegt. Auch hier haben wir kein Glück. Die Mühle geht zwar auf das Jahr 836 zurück, bleibt aber heute für uns geschlossen.

Am Woplitzsee legen wir am Camping und Freizeitpark "Haveltourist" an und kochen uns erstmal einen Kaffee. Dann geht es weiter nach Wesenberg. Nach 7 Stunden erreichen wir den Stadthafen von Wesenberg. Der Regen hat sich mittlerweile verzogen, und wir können unser Zelt direkt neben unserem Boot aufbauen. Dann gönnen wir uns eine heiße Dusche und ein wohlverdientes Bier. Alles in der Marina vorhanden. Und der Tresen vom Hafenkapitän ist ein Hit. In der Touristeninformation Wesenberg, die sich in der Wesenberger Burg in unmittelbarer Nähe des Hafens befindet, kaufen wir für 53 € eine Angelberechtigung. Im Wesenberger Krug, einem gepflegten Gasthaus am Marktplatz, gehen wir dann essen. Den Abend beschließen wir im Hafen an unserem Zelt mit Whisky, Portwein und einer guten Zigarre.

Hafenmeister: Anwesenheit: 8-21.

Anschrift:
Stadthafen Wesenberg/ 
Wasserwanderrastplatz Wesenberg
Vor dem Mühlentor 5 D 17255 Wesenberg
Tel: +49 17 41 78 74 59
E-Mail: frank@amt-mecklenburgische-Kleinseenplatte.de
Web: http://www.wesenberg-mecklenburg.de
Suchnummer im Buch: MB367


3. Tag, 04. September 2013 Von Wesenberg zum Campingplatz Ahrensberg am Drewensee.

Nachdem wir die letzten Tage doch einiges an Kilometern gemacht haben, wollen wir heute nur eine kurze Strecke fahren und den Tag genießen. Zum Frühstück gibt es wieder frische Semmeln vom Bäcker. Die werden direkt zum Hafen geliefert. Dazu "Ham and Eggs". Dann packen wir unser Kanu. Da das Zelt wieder nicht richtig trocken ist, verstauen wir es lose im Kanu. Beim Start verdeckt eine dichte Hochnebeldecke immer noch die Sonne. Auf dem Woblitzsee herrscht eine eigenartige, gedämpfte Atmosphäre. Jeder Laut ist wattegedämpft. Hinter Wesenberg beginnt die Obere-Havel-Wasserstraße, ein künstlich angelegter Kanal. Die natürliche Havel fließt erst östlich und dann südwestlich und ist für den Bootsverkehr gesperrt. Nach ca. 1,2 km mündet die natürliche Havel wieder in die Obere-Havel-Wasserstraße. Gemeinsam geht es dann auf ca. 2,4 kam weiter Richtung Ahrensberg. Ca. 500 m vor dem Drewensee umfließt die natürliche Havel nördlich Ahrensberg, während die Obere-Havel-Wasserstraße südlich in den Drewensee mündet.

Kurz hinter Wesenberg erreichen wir die Wesenberger Schleuse. Wir kommen gerade zur rechten Zeit. Die Schleusung geht flussab, und wir müssen unser Kanu nicht über die Bootsschleppe per Hand transportieren.

Ein paar Kilometer später machen wir in einer Flussverbreiterung Halt, und Mark versucht sein erstes Glück mit der Angel. 53 € müssen sich bezahlt machen. Denken zu mindesten wir und der Rest der Welt. Nur die Fische sind anderer Meinung und Sch****en auf unser sündteuren Köder von Amazon. Nach zwei Stunden geduldigen Wartens (eine meiner stärksten Charakterzüge) setzen wir unsere Fahrt fort. Gegen 14 Uhr erreichen wir den Campingplatz Ahrensberg am Drewensee. Die meisten Campingplätze sind mittlerweile auf Kanutouristen eingerichtet. Es gibt Sonderkonditionen, ausreichend Liegeplätze für die Boote und gesonderte Stellplätze für die Zelte. Als wir ankommen, ist noch genügend Platz, am Abend dann aber voll und laut.

Eine große Gruppe Pfadfinder und eine Studententruppe werden für eine Nacht unsere Nachbarn. Wir fahren derweilen wieder angeln. Nach vier Stunden und zwei lauwarmen Bier haben wir dann eine Rotfeder und eine Plötze. (Stück 26,6 € hahaha) Gute Gelegenheit unsere überdimensionierten Messer in Aktion treten zu lassen. Zum Abendessen gibt es jedenfalls frischen Fisch. Der Campingplatz hat einen kleinen, aber ausreichenden, Laden und heiße Duschen. Diesmal mit Chip. Nach einer heißen Dusche beschließen wir, diesen Abend in vertrauter Routine mit einem Whisky/Portwein und einer Habana-Zigarre. Den jugendlichen Rabatz von pubertierenden 13- bis 16jährigen nehmen wir gelassen. Schlafen können wir sowieso gut. Selbst Mark's Schnarchen stört mich nicht.

4.Tag: 05.September 2013 Vom Campingplatz Ahrensberg zum Naturcampingplatz in Großmenow am Ellenbogensee.

Um 07:30 Uhr geht es aus dem warmen Schlafsack. Über den Drewensee liegt eine Hochnebeldecke, die aber schon die Sonne erahnen lässt. Im Campingshop gibt es frische Semmeln, und die Eier sind auch frisch. Nach dem Frühstück die bewährte Routine: Zelt abbauen, Kanu beladen, und schon sind wir wieder unterwegs. Heute starten wir bei blauem Himmel und Sonnenschein. Bevor wir den Ahrensbergersee Richtung Finowsee verlassen machen wir noch an der Fischräucherei an der Ahrensberger Holzbrücke halt. Frisch geräucherter Fisch und eine Tasse Kaffee wechseln den Besitzer. Vom Finowsee geht es weiter zum Großen Wagnitzsee (2,6 km lang), den wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen lassen. Nach ca. 200 m geht es bereits weiter in den Kleinen und Großen Priepertsee, dessen 2,3 km Länge wir überqueren müssen. In der Gemeinde Priepert gibt es einen kurzen Verbindungskanal zum Ellenbogensee. Am Ellenbogensee liegt eine kleine Marina, der Campingplatz Priepert und ein Wasserwanderrastplatz. In der Marina wollen wir unsere Vorräte auffüllen und den Durst stillen. Am Angebot merkt man aber, dass es schon Nachsaison ist. Überwältigend ist das Angebot nicht. Den Durst löschen können wir aber schon. Eine kurze Zigarre geht sich auch noch aus. Der Ellenbogensee teilt sich in zwei Arme. Über den westlichen Arm gelangt man nach Strassen und dann weiter nach Rheinsberg, oder in Nördliche Richtung zur Müritz. Wir folgen aber dem Verlauf der Havel, die den östlichen Teil des Sees durchfließt.

Am Naturcampingplatz in Großmenow beenden wir heute unsere Fahrt. Wir schlagen unser Lager auf und verbringen den Rest des Tages mit Angeln auf dem Steg vom Campingplatz. Außer drei Güstern und eine Plötze (für die Pfanne nicht geeignet) verschmähen aber alle anderen Fische heute unsere Köder. Wir trösten uns mit Räucherfisch und Potsdamer Bio-Bier. Schmeckt gut. In der Nacht werden wir durch laute Geräusche neben unserem Zelt wach. Ein Fuchs oder Waschbär plündert unsere Fischköder mit Erdbeergeschmack und schleckt das Packpapier vom Räucherfisch blitzblank. Gute Nacht.

5. Tag, 06.September 2013 Letzte Etappe von Großmenow nach Himmepfort am Stolpsee.

Nach einem guten Frühstück mit Eiern, Speck, frischen Semmeln und Instantkaffee verlassen wir bei strahlendem Sonnenschein den Ellenbogensee über die Steinhavel. Hier ist der Havel bereits an die 80 m breit und wird auch schon von der Berufsschifffahrt genutzt. Wobei die Berufsschifffahrt vor allem aus Schiffen der Wasserstraßenverwaltung besteht, die die Wasserstraße in Schuss halten. In Steinmühle müssen wir wieder schleusen. Neben den großen Motoryachten kommen wir uns winzig vor. Wir machen an dem Motorboot eines Sportfischers fest und halten einen kurzen ¨Snak¨ übers Angeln. Er kommt gerade aus Strassenund hat ein paar kapitale Alande im Netz. Über den Röblinsee geht es nach Fürstenberg. Hier bläst uns bereits eine steife Brise entgegen, und wir müssen uns tüchtig in die Paddel stemmen. Am südlichen Ufer passieren wir eine Marina mit sehr vielen Yachten und ein paar BunBo (Bungalowboote).

In Fürstenberg durchqueren wir das Stadtgebiet. Für die großen Boote gibt es eine Schleuse zum Baalensee. Für Kanus gibt es eine interessantere Strecke zum Schwedtsee. Vorher machen wir aber im Restaurant "Älte Fähre" halt. Liegt idyllisch am Wasser. Leider gibt es nur Dosenfutter von Lidl. Nie wieder! Für Kanus gibt es ein mit Besenborste ausgestattetes Gerinne, mit dem der Höhenunterschied zwischen Oberwasser und Unterwasser überwunden wird. Macht das Spaß, fast wie Achterbahnfahren.

Vom Schwedtsee geht es zum Stoplsee. Am linken Ufer passieren wir das Frauenkonzentrationslager ¨Ravensbrück¨ und das Jugend-Konzentrationslager "Uckermark". Wir erreichen das westliche Ufer des Stolpsees. Unser Ziel liegt am östlichen Ufer. Dazwischen 3,3 km See mit starkem Wind und 40 cm hohen Wellen. Für unser Kanu durchaus eine Herausforderung. Mark ist total überfordert. Da er laufend die Seite wechseln muss, habe ich Probleme, das Boot auf Kurs zu halten. Auf meine Aufforderung, stärker und schneller zu rudern, kommt die Antwort: "Tu ich ja, aber ich rudere Luft". Jedes Mal, wenn uns eine Welle hochhebt, reicht sein Ruder nicht mehr ins Wasser. Wir drehen erst einmal um und fahren zurück in den ruhigeren Kanal. An einem Baum machen wir Rast, ich denke schon fast ans Aufgeben. Wir sammeln Kraft und Geist, dann starten wir zu einem zweiten Anlauf. Vor 40 Jahren hat mich der Stolpsee schon mal abgeworfen. Heute nicht! Wir nehmen diesmal den Weg entlang des nördlichen Ufers. Hier hält der Wind zwar voll drauf, aber der See bleibt flach. Mühsam kämpfen wir uns voran. Da uns die Wellen umschmeißen können, wenn sie quer zum Boot kommen, muss ich das Boot immer wieder in den Wind und damit weg von unserem Kurs drehen. Langsam bekommen wir den Dreh aber raus. Drei große Wellen, Boot in den Wind drehen, eine Minute kleine Wellen, auf Kurs halten. Einmal machen wir im Schutz einer Schilfinsel kurz Rast. Auf dem See lassen die Freizeitkapitäne mit 150 PS Außenborder die Gischt um ihre Boote sprühen. Wir haben nur zwei Mann-Stärken. Geht auch! Nach ca. 2/3 der Strecke werden die Wellen niedriger, das nahe Ufer (immer noch 1 km) verwirbelt den Wind, und es können sich keine so hohen Wellen mehr aufbauen. Dafür wird das Wasser ¨kabbelig¨ die Wellen kommen von allen Seiten.

Nach 1 1/2 Stunden und 4 km erreichen wir den Campingplatz in Himmelpfort. Mark ist am Ende seiner Kräfte. Er ist so verkrampft, dass er 5 Minuten braucht, ehe er aus dem Boot steigen kann. Mir geht es gut. Marks Laune ist auch o.k. Während ich mich ums Kanu kümmere, holt Mark zwei Bier. ¨Prost Stolpsee¨. Der Rest ist schnell erzählt. Zelt aufbauen, Lager einrichten und den Kanuverleiher für den Kanurücktransport benachrichtigen. Ich fahre mit nach Kratzeburg zum Startpunkt unsere Tour, um das Auto zu holen. Über Land sind es ja auch nur 42 km. Zurück in Himmelpfort noch duschen und dann in der Fischerei am Stolpsee gut essen gehen.

Am nächsten Tag geht es gut gelaunt und den Kopf voller schöner Eindrücke zurück in die Steiermark. Auf der Autobahn haben wir genügend Zeit, die nächste Tour 2014 zu planen.